Januar 20, 2020
Berlin, 18.01.2020 – Angesichts der aufgeheizten Stimmung zwischen Bauernschaft, Politik und Gesellschaft diskutiert der Deutsche LandFrauenverband (dlv) beim diesjährigen BäuerinnenForum über die Zukunft der Landwirtschaft. Dabei steht zwischen den 220 LandFrauen und Gästen das Für und Wider eines Gesellschaftsvertrages zwischen Landwirtschaft und Verbraucherinnen und Verbrauchern, Politik und Wirtschaft im Zentrum der Debatte.
„Durch fehlende Rahmenbedingungen und immer neue Regelungen fehlt uns Bäuerinnen und Bauern die Planbarkeit für unsere Zukunft. Und diese Unsicherheiten katapultieren ohnehin schon wirtschaftlich angespannten Betriebe zunehmend ins Aus. Dass man dann auf die Straße geht, verstehe ich gut, halte es aber auch für wichtig, an dieser Stelle nun verbal abzurüsten. Die Dynamik und Energie der letzten Monate müssen wir nutzen, um konstruktiv über die Zukunft der Landwirtschaft zu sprechen“, sagt Petra Bentkämper, dlv-Präsidentin, zu Beginn des BäuerinnenForums mit Blick auf die Proteste der letzten Monate.
Wo die Bruchlinien verlaufen und wie rau der Ton in der Debatte besonders im Netz geworden ist, berichtet Dirk Fisser von der Neuen Osnabrücker Zeitung. Viele Menschen würden sich zunehmend in digitalen Filterblasen bewegen und so Gefahr laufen, einseitigen oder falschen Informationen aufzuliegen. Aus Reportersicht weise er den Vorwurf entschieden zurück, Umwelt-NGOs, Politik und Medien würden im Einklang gegen die Landwirtschaft agieren. Seiner Ansicht nach, müsse sich die Agrarpolitik auch eigene Fehler eingestehen und ihr Tun besser vermitteln, wenn sie verstanden werden wollen.
Auch Dr. Klaus Heider vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stellt in seinem Impulsvortrag in Richtung der Landwirtschaft fest: „Ihre Zukunftsfähigkeit steht und fällt mit der Akzeptanz ihrer Wirtschaftsweise und mit der Frage, wie konstruktiv sie an der Bewältigung der Herausforderungen mitarbeitet.“ Politik gestalte Rahmenbedingungen und stelle mehr Finanzmittel denn je zur Verfügung. Mit der Einrichtung einer „Zukunftskommission Landwirtschaft“ und eines nationalen Dialogforums schaffe das Ministerium außerdem Plattformen, wo Zielkonflikte im Dialog gelöst werden können.
Dr. Chistiane Paulus, Abteilungsleiterin im Bundesumweltministerium, stellt klar, dass gute Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft von der Politik kommen müssen. Für einen Gesellschaftsvertrag müssten alle Seiten gesprächsbereit sein und sich dabei an wissenschaftlichen Fakten orientieren. Es brauche dafür eine grundlegende Veränderungsbereitschaft aller Beteiligten, auch der Ernährungsindustrie und des Handels.
In der offenen Diskussion wird deutlich, wie schwierig ein gemeinsamer Dialog aktuell ist. Für alle Beteiligten steht dennoch fest: Es geht nur miteinander und nicht gegeneinander. Von der Politik wünschen sich die Bäuerinnen und Bauern zunächst konkrete, nachvollziehbare Maßnahmen. Nur so könne sichergestellt werden, dass die Gesellschaft sehe, dass etwas passiere. Einen konkreten Fahrplan der Regierung wünschen sich die Anwesenden aber auch, um ihr eigenes Handeln planvoll ausrichten zu können.
Die Gäste des BäuerinnenForums zeigen, dass sie sich als engagierte Landwirtinnen und Landwirte mit pauschalisierter Kritik konfrontiert sehen. Im Austausch untereinander wird aber auch deutlich, dass das Tun der Landwirtschaft in der Vergangenheit offenbar nicht angemessen erklärt wurde. Die LandFrauen stellen fest: Es reicht offenbar nicht, das eigene Handeln nur zu erklären. Vielmehr braucht es neue Wege der Kommunikation.
Sibylle Klug, dlv-Präsidiumsmitglied, fasst zum Ende des BäuerinnenForums zusammen: „Der Zeitdruck ist angesichts der Neuausrichtung der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik groß. Politik muss rasch für geeignete Rahmenbedingungen sorgen, damit der Dialog mit allen Interessengruppen stattfinden kann. Nur so können Initiativen wie die Zukunftskommission Landwirtschaft zu belastbaren Ergebnissen und somit zu mehr Verlässlichkeit in der Agrarpolitik führen.“
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