Januar 23, 2020
Berlin, 23.01.2020 – Beim 13. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft auf der Internationalen Grünen Woche warnt der Deutsche LandFrauenverband (dlv) eindringlich vor stärker werdenden rechtsextremen Kräften auf dem Land. Rund 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer diskutieren im Fachforum „LandFrauen zeigen Flagge – Demokratie und Toleranz entscheiden“ darüber, was die Zivilgesellschaft auf dem Land braucht, um die Demokratie und das Ehrenamt vor Ort zu schützen.
In ihrem Eingangsstatement macht Petra Bentkämper, dlv-Präsidentin, deutlich: „Wir LandFrauen erleben regelmäßig Angriffe von rechts. Das erschwert unsere Arbeit erheblich, etwa bei der Interessenarbeit, wo wir zunehmend auf Unverständnis für unsere Anliegen als Frauenverband stoßen. Wir sind mehr denn je gefordert, Frauen darin zu bestärken, ein kommunalpolitisches Amt zu übernehmen. Es bedarf mancherorts Mut, sich offen für einen lebendigen, bunten und weltoffenen ländlichen Raum einzusetzen. Wir erleben Hassreden im Netz und Stammtischparolen auf Dorffesten. LandFrauenvereine haben vermehrt Sorge, der Politik gegenüber offen ihre Positionen vertreten zu können, weil sie Mittelkürzungen befürchten.“
Anetta Kahane, Vorsitzende des Vorstands der Amadeu Antonio Stiftung, spricht in ihrem Vortrag von einer Lücke zwischen dem, was den Menschen an Würde und Gleichheit im Grundgesetz garantiert wird, und dem, was im Alltag erlebbar ist. In den letzten zehn bis zwanzig Jahren seien die Konflikte in der Gesellschaft offener zutage gekommen. Damit umzugehen, erfordere Kompetenzen. Vereine sollten eine offene Willkommenskultur leben, die alle Menschen anspreche.
Georg Feldbauer vom Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) zeigt auf, was Demokratie braucht: Vertrauen, Haltung, Schutz, Mitgestaltung und gemeinsames Handeln. Engagementförderung, Demokratieentwicklung und ländliche Entwicklung müssten in einem Themendreieck bearbeitet werden. Seine Kollegin Elisabeth Schönrock sieht die Vereine in ländlichen Räumen bei der Demokratieförderung in einer unterstützenden Rolle.
Sebastian Schaller, Vorsitzender des Bunds der Deutschen Landjugend stellt auf dem Podium vor, wie sein Verband seit Jahren klar Haltung gegen Rechtsextremismus zeigt. Die Landjugend hat mit dem Projekt „Fremde werden Freunde“ Menschen zusammengeführt, mehrere Publikationen aufgelegt und bietet Argumentationstrainings für die Führungskräfte im Verband an. Aus seiner Sicht sei es wichtig, als Vorstand offen für das Thema Demokratie zu stehen und Kritik auszuhalten.
Wie Demokratie und Engagement in einer Gemeinde konkret gefördert werden können, erklärt Kathrin Leininger, Vorstandsmitglied im LandFrauenverband Südbaden, Ortsvorsteherin in Oberrotweil und Mitglied im dlv-Fachausschuss Ländliche Räume. Große Bedeutung habe die Wertschätzung der Engagierten und ein beständiger offener Austausch. Ihre Gemeinde sei zwar finanziell nicht gut aufgestellt, stelle aber den Engagierten einen Etat und kostenfreie Räumlichkeiten zur Verfügung.
Um Demokratie nachhaltig zu fördern, brauche es statt der üblichen projektbezogenen Mittel, eine Strukturförderung durch die Politik, so die Meinung aller Beteiligten. Engagementförderung müsse für die Kommunen zur verpflichtenden Aufgabe werden.
Jutta Kuhles, Mitglied im Präsidium des dlv betont in ihren Abschlussworten, wie wichtig im konkreten Konfliktfall ein Demokratieplan sei, auf den sich alle Akteure in einer Gemeinde vorab verständigen. Für den dlv werde das Thema der Demokratieförderung auf der Tagesordnung bleiben und Seminarangebote für Kreisvorsitzende seien geplant. Rund zwei Drittel der LandFrauen-Landesverbände wollen die Demokratieförderung auf ihre Agenda setzen.
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