Oktober 8, 2020
Berlin, 08.10.2020 – Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) bewertet die freiwillige Einführung des Nutri-Score in Deutschland, über die am Freitag im Bundesrat abschließend beraten wird, skeptisch. Hierzu sagt dlv-Präsidentin Petra Bentkämper: „Wir können den Wunsch aus der Verbraucherschaft nach einfachen und schnellen Lösungen für Kaufentscheidungen an der Ladentheke verstehen. Dennoch halten wir den Nutri-Score nicht für das Mittel der Wahl, wenn es um die Förderung eines gesunden Ernährungsstils geht. Trotz enormer Fortschritte in den vergangenen Jahren hapert es in Deutschlands Schulen und Kitas nach wie vor an einer umfassenden Ernährungsbildung. Darauf sollte unser Hauptaugenmerk liegen.“
Der Weg zu einem neuen Nährwert-Label war insgesamt langwierig und steinig. Zur Berechnung des Nutri-Score wird die Menge bestimmter ungünstiger und günstiger Inhaltsstoffe eines Nahrungsproduktes ermittelt und miteinander verrechnet. Ungünstig wirken sich Energiegehalt, Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz aus. Günstig dagegen wirken Eiweiß, Ballaststoffe sowie Anteile von Obst, Gemüse und Nüssen. Uneinigkeit gab es bis zuletzt u.a. darüber, wie beispielsweise Wurst, Fruchtsäfte oder Milchmischgetränke zu bewerten sind.
„Für mich ist nicht abschließend geklärt, wie verlässlich die Aussagen dieses Labels wirklich sind?“, betont Bentkämper mit Verweis darauf, dass die Kennzeichnung von Produkten mit dem Nutri-Score absolut freiwillig ist. „Ob ich nun zu einer grün oder zu einer gelb gelabelten Pizza greife – ausschlaggebend ist doch, dass in meinem Einkaufskorb Lebensmittel liegen, die zu einer ausgewogenen und gesunden Ernährung beitragen und möglichst noch saisonal und regional sind. Darüber macht der Nutri-Score keine Aussage“, erläutert Petra Bentkämper.
Dennoch will der dlv dem Nährwert-Label eine Chance geben. „Die Anwendung in der Praxis wird zeigen, was der der Nutri-Score leistet. Bevor wir an eine EU-weite verpflichtende Kennzeichnung denken, brauchen wir eine kritische Evaluierung aus der Praxis heraus“, verlangt Petra Bentkämper.