April 12, 2019
Berlin, 11.04.2019 – Im ländlichen Raum schließen immer mehr Geburtsstationen, weil sie in der betriebswirtschaftlichen Betrachtung nicht profitabel sind. Seit Jahren geht die Anzahl der Kreißsäle massiv zurück: Gab es 1991 noch 1.186 Krankenhäuser mit Geburtshilfe, waren es 2017 nur noch 672 – ein Rückgang um rund 40 Prozent. Der Deutsche LandFrauenverband (dlv) fordert die Bundesregierung auf, diese Entwicklungen zu stoppen und eine qualitativ hochwertige und gut erreichbare medizinische Versorgung auf dem Land sicherzustellen, wie im Koalitionsvertrag versprochen.
„Für werdende Mütter hat die Unterfinanzierung der Stationen schlimme Konsequenzen. Frauen, die entbinden, müssen im ländlichen Raum zunehmend lange Wege auf sich nehmen, um medizinisch betreut zu werden. Das kann zu einer echten Gefährdung für die eigene und für die Gesundheit des Kindes werden. Wir brauchen deshalb ein sofortiges Umdenken in der Geburtshilfe. Es ist ein Fehler im System, wenn eine Blinddarmoperation, die 30 Minuten dauert, mehr Geld bringt als eine Geburt, die auch mal 22 Stunden dauert“, sagt Brigitte Scherb, Präsidentin des dlv.
Bei der diesjährigen Sitzung des dlv-Fachausschusses Frauen-, Sozial- und Gesellschaftspolitik berichten die Delegierten aus den Landesverbänden, dass eine gute und vor allem wohnortnahe ärztliche Versorgung für Schwangere und Gebärende in ihren Regionen zunehmend schwierig sei. Mehrfach sei eine Art Reisewarnung für Schwangere in verschiedenen Bundesländern ausgesprochen worden. „Wenn eine schwangere Frau erst 70 km fahren muss, um ein Kind zu entbinden, ist das ein Zustand, den wir nicht weiter tolerieren können“, so die Delegierten.
Die Zukunftsfähigkeit und Lebendigkeit der ländlichen Regionen hängt auch von der Anzahl der Geburten ab. Nur dort, wo eine geburtsmedizinische Versorgung sichergestellt ist, sind auch Bleibe- und Rückkehrperspektiven für junge Frauen und ihren Familien vorhanden. „Auch im ländlichen Raum müssen Frauen während der Schwangerschaft sowie bei und nach der Entbindung, das Recht auf eine gute und vor allem wohnortnahe ärztliche Versorgung haben“, sagte die Vorsitzende des Fachausschusses, Agnes Witschen.
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