November 21, 2018
Berlin, 21.11.2018 – Bei der gestrigen Veranstaltung zum Abschluss des dlv-Projekts „Qualifizierung regionaler Equal-Pay-Beraterinnen“ wurde deutlich: Beim Thema Lohngerechtigkeit gibt es noch eine Menge zu tun! Frauen verdienen in Deutschland noch immer deutlich weniger als Männer und sind ganz besonders von Altersarmut betroffen.
„Sensibilisierung und Information sind ganz wichtige Schlüssel beim Thema Equal-Pay, davon sind wir überzeugt. Wir müssen einerseits Politik und Wirtschaft immer wieder darauf hinweisen, dass wir auch auf dem Lohnzettel Geschlechtergerechtigkeit brauchen und andererseits Frauen dafür sensibilisieren, ihre Erwerbsbiografie aktiv zu gestalten“, sagt dlv-Präsidentin Brigitte Scherb.
Aufklärung ist das zentrale Anliegen des dlv-Projektes, das unter dem Titel „Equal-Pay im ländlichen Raum – Probleme und Lösungsansätze aus Theorie und Praxis“ in den Räumen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) beendet wurde. Das Ministerium fördert das Projekt bereits in der zweiten Auflage. Seit 2014 wurden insgesamt 21 Frauen qualifiziert, um über die Lohnlücke auf dem Land zu informieren. Denn dort sind die Rahmenbedingungen für Frauen, die arbeiten wollen, besonders schwierig.
„Die Equal-Pay-Beraterinnen haben durch ihr Engagement dem Thema Lohngerechtigkeit in ihren Regionen viel Aufmerksamkeit verschafft. Und sie haben sich in vielfältiger Weise dafür eingesetzt, dass Frauen im ländlichen Raum über die Ursachen der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern informiert sind und darüber, was Frauen tun können, um die eigene Erwerbsbiografie bestmöglich zu gestalten“, sagte Caren Marks, Parlamentarische Staatssekretärin im BMFSFJ in ihrem Grußwort bei der Veranstaltung.
Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft erarbeiteten in einem World-Café gemeinsam mit den LandFrauen Forderungen rund ums Thema Entgeltgleichheit. Von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern schlagen die Anwesenden eine Umgestaltung der Unternehmenskultur vor. Es sei notwendig, dass auch die Wirtschaft Familie und Beruf zusammendenke, heißt es bei der Veranstaltung. An den Gesetzesgeber appellieren sie, dass sozialversicherungsrechtliche und steuerliche Fehlanreize mit gut ausgestalteten Übergangszeiten abgeschafft würden. Die Gäste diskutierten aber auch darüber, dass individuell beim Thema Equal-Pay vorgesorgt werden müsse. Dafür sei eine aktive und informierte Gestaltung der eigenen Erwerbsbiografie notwendig. Besonders im Paarkontext müsse in diesem Zusammenhang das Motto „Gelebte Gleichberechtigung“ gelten. Nur wenn Sorge- und Erwerbsarbeit partnerschaftlich geteilt werde, könne von echter Gleichberechtigung gesprochen werden.
Die Equal-Pay-Beraterinnen sind regional aktiv und informieren auf Veranstaltungen und in Workshops unter anderem über Klischees in der Berufswahl, die Minijob-Falle und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Es ist unbequem, gesellschaftliche Vorstellungen von Frauen- und Männerrollen zu hinterfragen“, sagt Equal-Pay-Beraterin Irmtraud Hövermann. „Ich merke in meinen Veranstaltungen immer wieder, wie groß die Wissenslücke zum Thema Equal-Pay in der breiten Bevölkerung ist. Deshalb müssen wir darüber reden, um echte Gleichstellung in Deutschland zu erreichen.“