Januar 21, 2021
Berlin, 21.01.2021 – Beim 14. Zukunftsforum Ländliche Entwicklung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zeigten sich die Veranstalter des Online-Fachforums „Postpandemisch engagiert – alles digital, oder was?!“ zuversichtlich, dass auch in der Pandemie Engagement vielfältig und stark in der Zivilgesellschaft wirkt.
„Die Pandemie hat uns aus der analogen Komfortzone geholt und uns dazu gebracht, digitale Hürden im Sprint zu überwinden. Das sollten wir nutzen, um unsere Vereinsarbeit für die Zukunft widerstandsfähig zu machen“, sagt Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes. „Die nächste LandFrauengeneration wird es uns danken, wenn wir heute digitale Vorreiterinnen werden. Natürlich brauchen wir hierfür endlich flächendeckend schnelles Internet in Form von Glasfaser.“ Der dlv hat bereits vor vier Jahren als einer der wichtigen Engagementverbände im ländlichen Raum bei der Politik Unterstützung angemahnt.
Holger Krimmer von der Zivilgesellschaft in Zahlen gGmbH (ZiviZ) war überzeugt, dass nach der Pandemie für Vereine nichts mehr so sein werde wie zuvor. Sein Statement basierte auf einer Verlaufsstudie, die die ZiviZ derzeit durchführt. Der Befund zeigt, dass einerseits das gewohnte Vereinsleben brachliegt, es aber enorme Einnahmeausfälle bei gleichzeitigen Mehrausgaben für Infektionsschutz und Digitalisierung gibt. Andererseits werde die kollektive Ad-hoc-Digitalisierung von den Betroffenen als positiv wahrgenommen und es zeige sich insgesamt ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft in Form von spontanem Engagement.
Vereine wie die LandFrauen Wülfrath sind in der Pandemie digital solide aufgestellt, weil sie das Thema schon vor der Krise auf die Agenda gesetzt hatten. Die Vorsitzende Beate Kneer bescheinigte, dass Dank der Schulungsangebote der Digitalen Nachbarschaft (DiNa) die Umstellung auf digitale Angebote und Vereinsarbeit vergleichsweise problemlos erfolgt sei.
DiNa-Projektleiterin Artemis Toebs unterstrich, dass es eine Herausforderung für die Vereine sei, den Schritt von Tool- und Softwarefragen hin zu strategischen Entwicklungsfragen zu gehen, weil dafür niedrigschwellige Beratungsangebote und Ressourcen fehlten. Bei Fragen rund um die Datensicherheit und den Datenschutz setzen Angebote wie die bundesweit 50 Projektstandorte, genannt „DiNa-Treffs“, an. Sie bieten praktische und hilfreiche Unterstützung. „Für den Erfolg ist es wichtig, die Vereine dort abzuholen, wo sie in der Digitalisierung stehen. Der geschützte Raum in den Schulungsangeboten, wie beispielsweise jenen der LandFrauen, ist eine gute Grundlage für den Erwerb von digitalen Kompetenzen“, betonte Artemis Toebs.
Für dlv-Präsidiumsmitglied Elisabeth Brunkhorst zeigt die Digitalisierung im Ehrenamt auch Grenzen auf. Engagement lebe von der realen Begegnung und dem Austausch. Alle bei der Entwicklung mitzunehmen, bleibe die wichtigste Herausforderung. Die Vereine dürften nicht nachlassen, an der Mitgliederbindung zu arbeiten, zeigte sie sich überzeugt. Gerade für die Mitgliederneugewinnung in jüngeren Generationen lasse sich die Digitalisierung hervorragend nutzen.
Die Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung Sarah Schulte-Döinghaus sieht in der bundesweiten digitalen Vernetzung eine Chance. Ihr Verband denkt darüber nach, in Zukunft verstärkt hybride Veranstaltungsformen anzubieten.
Die Podiumsgäste waren sich einig, dass ehrenamtliches Engagement eine verlässliche Förderpolitik braucht. Katarina Peranić, Vorstandsfrau der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, versicherte, dass die Erkenntnisse, die im Förderprogramm „Gemeinsam wirken in Zeiten von Corona“ gewonnen wurden, in die weitere Stiftungsarbeit fließen werden. Die Digitalisierung – und hier insbesondere die Chancen für das Engagement in den ländlichen Räumen – wird ein gewichtiger Schwerpunkt der Stiftungsarbeit sein.
Jutta Kuhles, Präsidiumsmitglied des Deutschen LandFrauenverbandes, kündigte in ihrem Schlusswort an, dass der dlv elementare Forderungen im Bundestagswahljahr deutlich machen wird: Ehrenamtliches Engagement im ländlichen Raum braucht Beratung, Qualifizierung, Anerkennung, Aufwertung und Entbürokratisierung.