Juli 14, 2022
Mit Blick auf die jüngsten Proteste in den Niederlanden als Reaktion auf politische Maßnahmen zur Reduktion von Stickoxidemissionen sagt dlv-Präsidentin Petra Bentkämper: „Viele Landwirtinnen und Landwirte fühlen sich an den Pranger gestellt und allein gelassen, obwohl sie sich an die geltenden Gesetze halten. Die notwendige Transformation der Landwirtschaft geht mit steigenden Umweltauflagen einher. Einige Betriebe werden sich komplett umstellen oder aufgeben müssen. Bei unseren Nachbarn ist gerade ein Punkt erreicht, an dem sich Existenznöte, Wut und Enttäuschung in Aggressionen entladen. Umso entschiedener stelle ich mich gegen die aufkeimende Gewalt. Nicht Konfrontation, sondern Kooperation ist geboten. Die Zukunft unserer heimischen Landwirtschaft steht auf dem Spiel, das muss unseren Verbraucherinnen und Verbrauchern klar sein.“
Auch in Deutschland befinden sich viele landwirtschaftliche Betriebe aktuell in einer sehr angespannten wirtschaftlichen Situation. Das gilt insbesondere für Tierhalterinnen und Tierhalter, aber auch andere Produktionszweige haben mit hohen Betriebsmittelkosten zu kämpfen. In der Direktvermarktung sehen sich viele mit sehr starken Umsatzeinbrüchen im Jahresvergleich konfrontiert. Multiple Krisen (Pandemie, Seuchen, Ukraine-Krieg, Klimawandel) sorgen für lange nicht dagewesene Marktverwerfungen. Gemeinsam mit politischer Zögerlichkeit befeuern diese die Planungsunsicherheit der Landwirtinnen und Landwirte.
Petra Bentkämper stellt weiterhin fest: „Bedeutende Teile der Gesellschaft stellen höchste Anforderungen an die landwirtschaftliche Produktion. Gleichzeitig können immer weniger Verbraucherinnen und Verbraucher die damit verbundenen Mehrkosten an der Ladentheke mittragen, nicht zuletzt aufgrund niedriger Einkommen und angesichts stark steigender Inflation. Als Konsequenz verlieren landwirtschaftliche Betriebe an Rentabilität.“
Mit einem Rückgang von fast 10 % im Vergleich zum Vorjahr wird der Strukturbruch besonders bei den schweinehaltenden Betrieben augenscheinlich. Da der Fleischkonsum nicht im gleichen Maße sinkt, bedeutet dies zwangsläufig eine Verlagerung der Lebensmittelproduktion ins Ausland. Damit erhöht sich nicht nur die Unsicherheit in der Nahrungsmittelversorgung, auch die hohen deutschen Qualitätsstandards können nicht mehr durchgehend sichergestellt werden. Das Angebot regional produzierter Lebensmittel reduziert sich. Dabei bestätigt der aktuelle Ernährungsreport 2022 den ausgeprägten Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Regionalität.
„Deshalb geht mein eindringlicher Appell an unsere Verbraucherinnen und Verbraucher: Solidarisiert Euch mit den Landwirtinnen und Landwirten! Fordern wir jetzt gemeinsam die politischen Entscheidungsträger auf, unserer Landwirtschaft in Deutschland mit der ganzen Bandbreite ihrer Leistungen eine sofortige Perspektive in die Zukunft zu geben!“ appelliert Petra Bentkämper.
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