März 7, 2015

Was uns bewegt: Flüchtlinge in Niedersachsen
von der Willkommenskultur zur Integration

Rund 100.000 Frauen, Männer und Kinder haben im vergangenen Jahr Unterkunft, Zuflucht und eine neue Heimat in Niedersachsen gesucht. Sie sind geflüchtet vor Krieg, Gewalt, Verfolgung und Not und haben keine Zukunft in ihren Heimatländern.

Das bewegt uns: Fremdenhass

Mit Sorge beobachten wir die zunehmende Hetze und Gewaltanwendung rechtsradikaler Menschen gegen Flüchtlinge, das Mobbing von Frauen und Männern, das Zerstören von Flüchtlingsunterkünften etc. Angst und Unsicherheit vor zukünftigen Entwicklungen sind verständlich, dürfen aber nicht dazu verleiten, Menschenrechte mit Füßen zu treten. Wir müssen alles tun, um rechte Strömungen zu verhindern und Fremdenhass zu unterbinden.

Das bewegt uns: Alle müssen handeln

Den Menschen zu helfen, ist eine gesamtgesellschaftliche und weltweite Aufgabe und Herausforderung zugleich. Die Kommunen, die Landesregierungen und die Bundesregierung, vor allem aber die EU und die Weltgemeinschaft insgesamt sind gefordert, Lösungen und Handlungsstrategien zu entwickeln und diese zeitnah und unbürokratisch umzusetzen.

Gleichzeitig ist jede/r Einzelne von uns gefragt: beim alltäglichen Umgang mit Fremden, bei unserem ehrenamtlichen Engagement, bei der Unterstützung der Flüchtlinge. Suchen wir die Kontakte, binden wir die Flüchtlinge soweit es geht in den Alltag ein.

Das bewegt uns: Flüchtlingsströme sind keine neue Bewegung

Flüchtlinge gibt es seit jeher. Immer wieder verlassen Millionen von Menschen ihre Heimat vor Krieg und Hungersnot. Vielen ist die Flüchtlingswelle nach dem 2. Weltkrieg noch in Erinnerung. Die gegenwärtige Form der Migration hat jedoch neue Dimensionen: es gab noch nie gleichzeitig so viel Bedrohliches für so viele Menschen, die Kenntnisse über ungerechte Verteilung der Güter auf dieser Erde war noch nie so groß und es war noch nie so einfach, von einem Erdteil in einen anderen zu gelangen.

Noch so hohe Mauern und noch so viele Einreiseverbote verhindern die Flüchtlingsströme nicht.

Das bewegt uns: PolitikerInnen aller Ebenen und aller demokratischen Parteien müssen miteinander und nicht gegeneinander handeln, jetzt und nicht morgen.

Die Probleme sind gewaltig und sehr komplex. Niemand kann eine umfassende Lösung aller anstehenden Fragen und Probleme auf die Schnelle erwarten. Es ist wichtig, die drängendsten Anliegen und Bedürfnisse der Zuflucht Suchenden anzugehen.

Dazu gehört die Einführung eines Einwanderungsgesetzes, um verlässliche und klare Einwanderungskriterien zu haben.

Wir brauchen klare Regeln für die Erstaufnahme und für die Verteilung der Flüchtlinge auf alle Kommunen und alle Bundesländer – die Verteilung nach dem „Königsteiner Schlüssel“ muss überdacht werden.

Integration muss Chefsache der Verwaltung sein und vorgelebt werden – auf allen Ebenen. Mitarbeiter/innen der Verwaltungen müssen auf ihre Aufgaben entsprechend vorbereitet und geschult werden; Bürger/innen müssen informiert werden und in die Maßnahmen der Kommunen eingebunden werden.

Sprachkurse sind eine wesentliche Voraussetzung für Integration, verknüpft mit dem Kennenlernen von Alltagskompetenzen (Verkehr, Kultur, Ernährung, Verhaltensregeln etc.) und der Vermittlung unserer demokratischen Regeln und Werte.

Eine Eingliederung in den Arbeitsmarkt sollte möglichst unbürokratisch und lebensnah erfolgen.

Rechtliche Hemmnisse (z. B. beim Bau von Unterkünften, Abbau von Verwaltungsvor-schriften, bei der Arbeitsvermittlung) sollten zumindest befristet im Sinne der Flüchtlinge gelockert werden.

Politik, Wirtschaft, Handel, Verkehr, Kirchen und Verbände – alle sitzen in einem Boot und müssen vernetzt handeln.

Was uns bewegt: Ohne Ehrenamt keine Integration möglich

In den vergangenen Monaten haben zahllose Frauen und Männer mit unermüdlichen ehrenamtlichen Einsatz Flüchtlingen auf allen Stationen unterstützt. Beim Willkommensgruß, bei der Versorgung, in den Unterkünften, beim Einleben in eine fremde Welt, bei der Integration: Überall stehen helfende Hände zur Verfügung, z. T. bis an die Grenzen des Machbaren. Auch in Zukunft ist ehrenamtliches Engagement gefragt, nur so ist Integration auf Dauer möglich. Immer wieder stoßen Ehrenamtliche, Vereine und Verbände an ihre Grenzen: inhaltlich, rechtlich, zeitlich, körperlich, seelisch – und auch finanziell. Hier bedarf es einer dringenden Unterstützung in allen Bereichen.

Die LandFrauen haben bislang mit zahlreichen Aktivitäten einen wichtigen Beitrag zum Ankommen und zum Einleben von Flüchtlingen im ländlichen Raum geleistet. Sie schauen nicht weg, sondern helfen dort, wo es notwendig und machbar ist.

Hannover, März 2016

Anlagen

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